Zurück zur Ausgangsfrage
Vor diesem Hintergrund können wir uns jetzt noch einmal die Frage vorlegen, von der dieser Artikel ausgegangen ist. Die Frage lautet, ob wirklich jede psychische Störung einen sexuellen Hintergrund hat.
Aus der Sicht der körperorientierten Therapie können wir sagen, dass jede psychische Störung mit einer Blockierung des emotionalen Ausdrucks zu tun hat. Das ist die Basis, auf der die Störungen wachsen. Eine Blockierung des emotionalen Ausdrucks blockiert jedoch auch die lebendige Pulsation. Daraus folgt:
Jede psychische Störung ist mit einer Sexualstörung verbunden.
Die Blockierungen der Emotionen bilden die charakterliche Reaktionsbasis und die Grundlage für eine mangelnde Entladung der biologischen Erregung. Die Art, wie dies geschieht, ist in Reichs Buch Charakteranalyse beschrieben. Der dadurch entstehende Erregungsstau speist die psychischen Störungen und gibt ihnen ihre zähe Kraft. So kommen wir zu dem Schluss:
Psychische Störungen sind Störungen der lebendigen Pulsation, also der grundlegenden biologischen Funktion des Menschen.
Daher nennt Reich diese Störungen auch Biopathien. Neurotische Störungen sind eine Form der Biopathie.
Damit wäre der Standpunkt der körperorientierten Therapie zur Frage, ob denn alle psychischen Störungen auf ein sexuelles Geschehen zurückgehen, geklärt. Und gleichzeitig entsteht ein wesentlich breiterer Blickwinkel auf die Thematik.
Das Verständnis psychischer Störungen als Störungen der menschlichen Lebendigkeit hat nämlich weitreichende Konsequenzen.