Warum ist die Frage so wichtig?
Vor über 100 Jahren hatte Sigmund Freud den sexuellen Kern der neurotischen Störungen entdeckt. Auf Basis dieser Entdeckung wagte er die Schätzung, dass etwa 70% der Bevölkerung neurotische Symptome aufwiesen.
Was hat die körperorientierte Therapie zu diesem Thema beizutragen? Wir haben im privaten Kontext Zahlen erhoben (natürlich ohne die Befragten mit Freuds Schätzung zu konfrontieren). Die Befragungen haben ergeben, dass 70-90% der Menschen in unserer Gesellschaft an einem dauerhaft unbefriedigenden Sexualleben leiden.
Wissenschaftlich fundierte Zahlen zu den Sexualstörungen sind wegen der extrem hohen Dunkelziffer sehr schwierig zu erheben. Damit eine Person offen über eine Sexualstörung spricht, muss sie schon sehr viel Mut aufbringen. Trotz dieser Hürde räumen ca. 30-50% der Befragten in wissenschaftlichen Erhebungen eine Sexualstörung ein. Man kann die tatsächliche Zahl also um ein gutes Stück höher ansetzen.
Aufgrund des bisher Gesagten verstehen wir Sexualstörungen als Störungen der Lebensfunktionen bzw. als Biopathien. Diese Störungen der lebendigen Pulsation reichen viel weiter, als "nur" in die Psyche. Sie zeigen sich in vielfältigen Erkrankungen des Körpers, bis hin zum Krebs (siehe Wilhelm Reich, Der Krebs).
Betrachten wir einmal folgende Pyramide der biopathischen Erkrankungen:

Die Biopathien wachsen auf dem Boden der Sexualstörungen. Aufgrund unserer (unwissenschaftlich) erhobenen Zahlen nehmen wir an, dass das Fundament dieser Pyramide etwa 70-90% unserer Bevölkerung umfasst.
Es zeigt sich daher, dass die körperorientierte Therapie, deren Ziel die freie Pulsation des Lebens ist, weit über die Therapie von psychischen Erscheinungen hinausgeht. Die Erkenntnisse Reichs über die Ursachen der Biopathien könnte sehr viel zur Prophylaxe schwerer Erkrankungen beitragen.
Mit der Frage, warum diese Erkenntnisse von öffentlichen Stellen nicht im Sinne der Volksgesundheit eingesetzt werden, lassen sich Bücher füllen. Einer der Gründe dafür mag sein, dass Politiker mit dieser Art von Prophylaxe nicht so gut ihre Lobbyisten bedienen können, wie mit teuren Tumor-Behandlungen.
Aber der wichtigste Grund dafür ist wohl die Angst emotional blockierter Menschen vor dem Thema der Sexualität und der lebendigen Pulsation.