Orgonenergie

Ausgelöst durch Freuds Schrift "Jenseits des Lustprinzips" begann in den dreißiger Jahren eine Diskussion, ob es im Menschen einen zentralen Lebenstrieb - die Libido*, bzw. Eros* - gibt, oder ob es noch einen weiteren Trieb gibt, der sich ausgehend vom Ich der Persönlichkeit nach innen richtet und der Libido entgegenwirkt.

Viele Phänomene, mit denen die Analytiker in der Zeit zu tun hatten, legten eine solche Theorie nahe. Allerdings gab es auch gute Gründe, anzunehmen, dass diese Ich-Triebe letztlich abgespaltene Teile des Eros waren, die sich nach innen richten. Reich gehörte zu dieser letzteren Gruppe.

Ein Ausflug in die Biologie

Die Argumente, die aus der analytischen Praxis heraus vorgetragen wurden, konnten die jeweils andere Seite nicht überzeugen. So begannen einige Analytiker in der Zeit, sich mit dem Phänomen des Lebens an sich zu befassen. Man nahm ja an, dass die menschlichen Triebe in der Biologie des Menschen begründet sind und hoffte, über das Studium der Biologie diese zentrale Streitfrage der Psychoanalyse zu beantworten. Auch Wilhelm Reich begann, durch das Studium einfachster Lebewesen Einsichten in die grundlegenden Funktionsweisen des Lebens zu bekommen.

Im Rahmen dieser Arbeiten nahm Reich ein Experiment vor, das sich mit dem Übergang zwischen toter und lebender Materie befasste. Aufgrund bestimmter Überlegungen, deren Darstellung den Rahmen dieses Artikels sprengen würde, gab er geglühten Sand in eine sterile Nährlösung.

Entdeckung der Lebensenergie

Zu seiner Überraschung bildeten sich aus dem Sand einfachste lebende Formen, die er Bione nannte. Diese Bione schienen eine Strahlung auszusenden, die seine Augen reizte. Er ließ die Kulturen von Wissenschaftlern in Norwegen - wo er damals lebte - untersuchen. Diese konnten jedoch keine der damals bekannten Arten an Strahlung feststellen.

Weitere ausgiebige Versuche erbrachten das Ergebnis, dass es sich nicht nur um eine bislang unbekannte Art an Strahlung handelte, sondern auch um eine unbekannte Art an Energie, die auf diese Weise zur Wirkung kam.

Diese Energie, die er Orgonenergie nannte, ist letztlich die Lebensenergie, die in den lebenden Organismen für die grundlegenden Funktionen der Expansion und Kontraktion verantwortlich ist. Es wäre für mich höchst verlockend, weiter über die Orgonenergie zu schreiben, vor allem, weil sie uns einen Weg zum Verständnis der Krebserkrankung und eine mögliche Methode zu einer echten Krebsprophylaxe weist.

Doch ich möchte den Bogen wieder zurück zur Körperarbeit schlagen. Ich möchte beschreiben, was die Orgonenergie mit der Behandlung psychischer Störungen zu tun hat.

-> Orgonenergie in der Therapie psychischer Störungen

* Die Begriffe Libido und Eros wurden seinerzeit nahezu synonym verwendet. Die Libido bezeichnete allgemein die lebenszugewandte Kraft, während der Eros die wesentlichen Merkmale der Sexualität beschrieb. Durch die Entdeckung der Lebensenergie ließ sich zeigen, dass beides letztlich dasselbe ist.