Emotion und Panzerung
Aus großem Abstand betrachtet, gruppiert sich die körperorientierte Therapie um zwei Phänomene: Die lebendige Pulsation und die Emotionen. Um diese Phänomene zu verstehen, braucht man keine komplizierte Theorie, sondern hauptsächlich eine gute Beobachtungsgabe.
Kommen wir noch einmal zu unserem fiktiven Fall Melvin zurück. Was der körperorientierte Therapeut bei Melvin diagnostiziert, sind chronische Haltungen, welche den Ausdruck von Emotionen einschränken. Diese Haltungen spiegeln interessanterweise die Emotionen wider, welche durch sie eingeschränkt wurden. Der Therapeut geht nun systematisch durch alle Regionen des Körpers und wird dabei eine Menge solcher chronischer Haltungen entdecken. Diese chronischen Haltungen, die Emotionen blockieren, werden Panzer genannt.
Wie kann man einen solchen Panzer entdecken? Oberflächliche Panzerungen lassen sich sehr leicht identifizieren. Jetzt brauchen wir ein gutes Beispiel, das Sie kennen. Sehen Sie sich Fotografien von Politikern an, zum Beispiel Angela Merkel oder Joschka Fischer. Versuchen Sie, den Gesichtsausdruck, vor allem die Stellung der Mundwinkel, nachzuahmen. Es ist eigentlich ziemlich leicht zu erraten, welche Emotionen sich hinter diesen teils maskenhaften Gesichtern verbergen.*
Auf eine ähnliche Weise geht der körperorientierte Therapeut bei der Untersuchung eines Klienten vor. Er ergänzt diese Beobachtungen durch Funktionstests, die ihm Aufschluss darüber geben, ob ein bestimmter Teil der tieferliegenden emotionalen Muskulatur blockiert ist.