Tantra und Sexualität

Tantra ist wohl der einzige spirituelle Weg, der die Sexualität achtet und verehrt. Und ebenso geachtet und verehrt wird der Körper. Im Tantra heißt es: "Dein Körper ist Dein Tempel".

In Indien* gibt es große Tempel, die der Verehrung des Lingam (auch: Vajra) und der Yoni dienen, also der männlichen und weiblichen Geschlechtsteile.

In unserer Gesellschaft werden die Sexualität und vor allem unsere Geschlechtsteile herabgewürdigt. Entweder werden sie ins vulgäre gezogen, wie bei Votze, Schwanz etc., verniedlicht, wie bei Schniedelwutz und Muschi oder es wird eine blutleere wissenschaftliche Ausdrucksweise benutzt, wie in Penis und Vagina - die hören sich eher nach Krankheiten als nach Lustorganen an.

Respektvolle Begriffe verwenden

Diesen Begriffen ist gemeinsam, dass sie einen Abstand zum Thema der Lust herstellen, so als könnten die Menschen es nicht ertragen, die Geschlechtsteile als Organe der Lust zu sehen und zu verehren.

Im Tantra nennen wir unsere Geschlechtsorgane Vajra und Yoni. Das sind die Sanskrit-Begriffe, und diese Begriffe kommen aus einer Kultur der Verehrung. Deshalb erscheinen sie uns im Kontext des Tantra geeigneter, als alle im Deutschen gängigen Begriffe.  

Die Sexualität vertiefen

Vielleicht ist Dir schon einmal im Leben das Phänomen begegnet, dass Du eine Partnerschaft mit stürmischer Sexualität begonnen hast, und dann mit der Zeit hat sich alles verflacht. Man könnte meinen, dass die Sexualität diesen Charakter der Verflachung in sich trägt.

Aber das ist nicht wahr. Was hier fehlt, ist das Verständnis, dass die Vereinigung von Mann und Frau ein spiritueller Akt ist. Und die Spiritualität wird tiefer, je länger wir einen spirituellen Weg praktizieren.

Die tantrische Sexualität verflacht nicht an alten Mustern und Gewohnheiten, sondern sie wächst mit Deiner Bereitschaft, tiefer ins Fühlen und in die Hingabe zu gehen.

Wenn Du Deine Sexualität hegst und pflegst, sie als das kostbarste behandelst, was Du hast - denn sie ist das kostbarste - dann wird sie tiefer und tiefer. Das ist der Weg des Tantra.

-> Die tantrische Praxis

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* Es ist wichtig zu verstehen, dass die Kultur der Verehrung der Sexualität und des Körpers aus eine lang vergangenen Zeit in Indien stammt. Die wiederholten Pressemeldungen über Gruppenvergewaltigungen in Indien lassen erkennen, dass die alltägliche Realität auch dort durch Verachtung und Verrohung der Sexualität gekennzeichnet ist.